Nürnberger Schmuckstück
„Baut endlich einen Motorroller!“, so war der große Wunsch der Zündapp Händler im Jahr 1952. Die Zündapp Bella 200 ist ein echtes Schmuckstück der Oldtimer-Erlebnis Sammlung.
Zündapp Bella 200
Die Zündapp Bella war ein von der Firma Zünder-Apparatebau-GmbH in Nürnberg produzierter Motorroller.
Die Geschichte der Zündapp Bella
Die Konkurrenz hatte die ersten Gewinne aus ihren Rollerproduktionen schon lange eingefahren, als Zündapp 1953 endlich die Bella auf den Markt brachte. Von 1953 bis 1964 wurden rund 130.000 Bellas produziert.
Damit war die Zündapp Bella eine der erfolgreichsten deutschen Motorroller. Die Zündapp Konstrukteure gaben der Bella einige bauliche Merkmale mit auf den Weg, durch welche sie sich erheblich von der Konkurrenz unterschied. Die Bella besitzt keine selbsttragende Karosserie.
Ein offener Doppelrohrrahmen, mit einer Hinterradschwinge bildet ein sehr stabiles Grundgerüst. In den ersten Produktionsjahren wurde die Bella mit einer Teleskopgabel gebaut. Später gab es gegen Aufpreis eine geschobene Langschwinge, welche aber dann die Teleskopgabel verdrängte. Der Motor, welcher ohne Kühlgebläse auskommt, sitzt sehr weit vorne, was dem Roller einen guten Schwerpunkt gibt
Die 12 Zoll großen Leichtmetallfelgen aus Druckguß tun ihr übriges, um der Bella eine Straßenlage zu geben, die nicht nur unter den damaligen Rollern ihres gleichen suchte. Die beiden Trommelbremsen verzögern recht gut, nur die Anordnung des Bremspedals für das Hinterrad finde ich etwas unglücklich. Es befindet sich auf der linken Seite und wird mit der Hacke betätigt. Ein bewährter Zweitakt Motor aus den Zündapp Motorrädern, treibt die Bella an. Der luftgekühlte Einzylinder hat einen Graugußzylinder sowie einen Zylinderkopf aus Aluminium. Der Getriebedeckel und die Steuerzeiten wurden für die Bella geändert.
Modellgeschichte Zündapp Bella
Schon 1951 hatten sie einen Roller entworfen, der von einem gebläsegekühlten 2 Zylinder-Zweitaktboxermotor mit Kardanwelle angetrieben werden sollte. Hatte man zunächst an Hubräume von 125 und 150 ccm gedacht, so sah die letzte Entwicklungsstufe des längs geteilten Triebsatzes bei 46,5 mm Hub und 52 mm Bohrung satte 200 Kubik vor.
Ein alternativer Antrieb mit quer zur Fahrtrichtung liegendem Einzylinder und Kardanwelle wurde auch entworfen. Nachdem die Zündapp Kaufleute eine Preiskalkulation dieses technisch sehr aufwendigen Rollers durchgeführt hatten und die Baubreite des Boxermotors nur eine unbequeme Beinstellung der Sozia zuließ, verschwanden die Pläne wieder schnell in den Schubladen.
Der Aufschwung der Zündapp Bella
Da sich am Roller-Markt ein Boom und bei den Motorrädern ein Ende des Wachstums abzeichnete, verlor man das Rollerprojekt nicht aus den Augen. Im Frühjahr 1952 wurde man schließlich bei einer Ausstellung in der Schweiz auf den italienischen Moto Parilla-Roller aufmerksam, der mit ein paar interessanten Details aufwartete.
Gebläselose Kühlung durch einen Tunnel, vom Motorrad abgeleitetes Triebwerk, auf 12-Zoll-Räder abgestimmtes Fahrwerk und eine elegante Linienführung des Blechkleides. Man kaufte ein solches Exemplar, baute versuchsweise auch mal einen Derby-Motor ein und war begeistert.
Tolle Fahreigenschaften, durch vorhandenes Motorrad-Triebwerk niedrige Entwicklungskosten und italienische Eleganz. Die Lösung. Die Verhandlungen über eine Lizenzproduktion zerschlugen sich aber schnell, zumal der fragil anmutende Italo-Roller nicht den hauseigenen Zuverlässigkeitsstandards genügte.
So begann man im Sommer 1952 mit einer Eigenkonstruktion, die sich im Äußeren an die Moto Parilla anlehnen sollte. Aber keine Kopie, schließlich wollte man keinen Prozess wegen „sklavischem Nachbau“ riskieren. In der hauseigenen Konstruktionsabteilung unter Oberingenieur Ernst Schmidt zeichneten für die Bella-Entwicklung die Ingenieure Johannes Strößner, Albin Handwerker und Georg Weichselbaum verantwortlich.
Und dann ging es mit der Bella schnell voran
Was in rund 10 Monaten die Serienreife erlangte, dokumentiert eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit der Zündapp-Entwickler. Beim Motor übernahm man nicht einfach ein Aggregat aus der Derbyreihe, sondern entwickelte auf der Basis des bewährten Derby-Blockes ein eigenes Rollertriebwerk mit der bekannten Viergangziehkeilschaltung.
Ein fast quadratisches Hub-/ Bohrungsverhältnis (57 zu 58 mm) standen im krassen Gegensatz zu den langhubigen 200er DB-Motoren. Die 150 ccm waren auch im Hinblick auf die damaligen Marktverhältnisse abgestimmt. Denn die 200 ccm-Roller waren noch reine Exoten und wurden erst 1953 durch den Goggo 200 populär.
Gängig waren damals noch 125 ccm Dreigang-Motoren. Bei Zündapp glaubte man einen 150 ccm Motor thermisch besser beherrschen zu können. Mit 7,3 PS Leistung bei niedrigen 4700 U/min und 12 Nm Drehmoment bei 3350 U/min stand das Bella-Aggregat ausgesprochen gut im Futter.
Einige Details wie der Zylinderkopf mit unsymmetrischem Quetschkanten-Brennraum und der nach kurzer Bauzeit eingeführten Fächeranordnung der Kühlrippen wurden bei den Zündapp Motorrädern übernommen. Viel wichtiger als die Höchstleistung des Rollermotors war die flach verlaufende Leistungs- und Drehmomentkurve, die eine herausragende Elastizität versprach.
Der ausgewogene Drehmomentverlauf und der ausgesprochen niedrige spezifische Verbrauch (mit 320 gr./ PSh bei 4000 U/min erreichte man gute Viertaktwerte) waren bemerkenswert.
Technische Daten
Bauart | Einzylinder-Zweitaktmotor |
Hubraum | 198 cm³ |
Bohrung | keine Angabe |
Hub | keine Angabe |
Leistung | 7,4 kW (10 PS) bei 5200 U/min |
max. Drehmoment | 22,76 Nm (2,32 kpm) bei 3300/min |
Getriebe | 4 Gänge |
Höchstgeschwindigkeit | max. 90 km/h |
Verbrauch | keine Angabe |
Tankinhalt | 8,5 Liter |
Gewicht | 123,5 kg |
zul. Gesamtgewicht | keine Angabe |
Länge | 1925 mm |
Höhe | 960 mm |
Breite | 660 mm |
Radstand | keine Angabe |
Bodenfreiheit | keine Angabe |



